Joe Vötter
Katharsiskatarrhkatheten
2000
GAK Casino Stadion   |   Körösistraße 57
Intro-Graz-Spection : Passionsspiel

Internetperformance und akustische Präsentation zum Thema Fußballhymnen und Schlachtgesänge

Clubhymnen sind ist die Domäne des vorhaltlich passiven Fußballbetrachters, wie der traditionelle Fußballgesang jene der aktiv dem Geschehen beiwohnenden.
Beide Wahrnehmungsfelder treten jedoch nicht in Konkurrenz, vermengen sich.
Die Hymne als Kennmelodie der medialen Natur.
Die „Sprechschau“ als passives Lebensbeiwohnungsinstrument des Weltbetrachters belebt ebenfalls die Bedürfnisse des kathartischen Charakters.
Fußball ist, ist was es ist, augrund dessen, was um den Fußball ist, er ist durch sein Publikum. Leben ist, ist was es ist, aufgrund dessen, was um das Leben ist, es ist zunehmend durch sein Lebenspublikum. Der kathartisch globalisierte Kopf mit seinen menschenleergefegten Polen des apollinischen und dionysischen. Das privarisierte Apollinische, nährt an dem dionysischen Schaustellertum. Die „Sprechschau“ als inhumanitätsprofundes Trockentraining für Welthenker im Ruhestand. Der „Sprechschaupsychologe“ als Trainer, der „Sprechmeister“ als Schiedsrichter, die Antwort der sitzenden Gesellschaft.

Die intellektuelle Spannung kennt nur noch eine, die spezifisch Weltstädtische Form der Erholung: die Entspannung, die „Zerstreuung“. Das echte Spiel, die Lebensfreude, die Lust, der Rausch sind aus dem kosmischen Takt geboren und werden in ihrem Wesen gar nicht mehr begriffen. Aber die Ablösung intensivster praktischer Denkarbeit durch ihren Gegensatz, die mit Bewusstsein betriebene Trottelei, die Ablösung der geistigen Anspannung durch die körperliche des Sports, der körperlichen durch die sinnliche des „Vergnügens“ und die geistige der „Aufregung“ des Spiels und der Wette, der Ersatz der reinen Logik der tagtäglichen Arbeit durch die mit Bewusstsein genossene Mystik – das kehrt in allen Weltstädten aller Zivilisationen wieder.
(Oswald Spengler – Der Untergang des Abendlandes, 1923)

IGS