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Fedo Ertl
Mur
1985
Hauptplatz 13
Steirische Kulturinitiative : KUNSTWASSER

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Installation: Verkleidung der Murallegorie des Hauptplatzbrunnens

Das 1878 von Johann Pönninger geschaffene Erzherzog-Johann-Denkmal makiert das Zentrum von Graz. Rund um das Abbild des Prinzen sind in Form einer jungen Bäuerin die Mur-Allegorie und die Flüsse Enns, Drau und Sann dargestellt.
Fedo Ertl verhüllt im Sommer 1985 die Mur-Allegorie mit rostendem Eisenblech. Den Anlass für die Installation gibt der Mur-Gipfel bei dem führende Politiker der Gemeinde, des Landes und des Bundes sich einigen den Zustand der zu diesem Zeitpunkt stark verschmutze Mur (Güteklasse IV) bis 1990 zu verbessern. [1] Als Mahnung an dieses Versprechen verkleidet Ertl die, durch die Figur einer jungen Bäuerin, symbolisierte Mur des 1878 von geschaffenen Denkmals. Ertls ‚Skulptur’ zitiert die schlichten Denkmalabdeckungen, die als Winterschutz für Statuen dienen. Die Installation folgt mit kubistischem Vokabular den Formen der Figur.
Das demonstrative Pochen auf das Einhalten eines politischen Versprechens als plakatives Zeichen im öffentlichen Raum ruft den Widerstand der angesprochenen Politik auf den Plan. Schon bei der Realisierung der Installation stößt Ertl auf massiven Widerstand bei den Behörden. So fürchtet etwa das Fremdenverkehrsamt Einbußen im Tourismus durch Verhüllung einer beliebten Attraktion. Nur durch den vehementen Einsatz von Seiten anderer Kunstinstitutionen und Künstlern wird das Projekt genehmigt.
Ursprünglich ist die Arbeit darauf angelegt bis zur Erholung der Mur von den Abwässern als Mahnzeichen stehen zu bleiben. Damit drückt sich auch ein neuer Ansatz in der Kunst aus ein Mahnmal als temporäres Zeichen anzulegen und nicht für die Ewigkeit zu schaffen. Doch schon einige Wochen nach der Aufstellung wird der Künstler von den Behörden aufgefordert die Installation zu entfernen. Da Ertl dem nicht nachkommt wird die Arbeit am 19.12. frühmorgens vom Wirtschafthof abmontiert.
Die Reaktion von offizieller Seite zeigt die Brisanz einer künstlerischen Stellungsnahme im öffentlichen Raum. Ertls Eingriff in das Stadtgefüge erzwingt eine neue Perspektive auf die gewohnte Möblierung der Stadt mit Brunnen und Denkmälern. Diese Irritation verbunden mit einer umweltpolitischen Forderung überschreitet die Toleranzschwelle der Politik bei weitem. In diesem Zusammenhang bezeichnet Fedo Ertl sein Werk als ein „Symbol für die Kunst im Öffentlichen Raum, ein Symbol auch für ihre Situation. Dadurch daß sie entfernt wurde, sagt sie aus über jene, auf deren Anordnung sie entfernt wurde.“ [2]

[1] Die Neue Dimension: Skulptur und Raum, hrsg. von Forum Stadtpark, Graz 1985, S. 14.
[2] ebda, S.14.


EM