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Daniela Bershan   |   Christoph Pearl
No exit
2008
Karl-Franzens-Universität Graz   |   Universitätplatz 3
Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark

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Copyright: offsite

Karl-Franzens-Universität | 26. bis 30. 05. 2008

Die methodische Performance oder performative Methodik NO EXIT wurde von der deutsch-israelischen Künstlerin Daniela Bershan und dem österreichischen Künstler Christoph Perl entwickelt. Aus intuitiv rhizomatischer Forschung werden strategische Szenarios entwickelt, die durch virtuelle und reale Agenten1 mit spezifischen Raum-Zeit-Strukturen reagieren.
Mit fiktionalen Eingriffen auf reale Situationen im öffentlichen Raum wird Kunstwerk und Alltagsgeschehen zu einem einzigen Möglichkeitsraum verschmolzen. Unfreiwillig und anfangs unbewußt werden die Menschen, die diesen Möglichkeitsraum passieren, produzierender und rezipierender Teil von NO EXIT. Dieser Vorgang wird akribisch aufgezeichnet und daraufhin der Öffentlichkkeit in Bild, Ton und Schrift zur Verfügung gestellt.
NO EXIT will sich damit neben literal geprägten Formen als experimentelle, performative Methodik der postmodernen Diskurse etablieren – als Prozess, der sich in Reaktion mit unterschiedlichen Systemen und Orten ständig transformiert.

Im Oktober 2007 wurde mit den Arbeiten an “NO EXIT @ graz” begonnen. NO EXIT begann, mit der Karl-Franzens-Universität zu reagieren – einer Reibungsfläche als tief literal geprägter Raum; einer Inspirationsquelle als theoretische Brutstätte.
Über Monate wurden Studenten, Professoren und Studienpläne auf Inhalte hin untersucht, die Resonanz in den Interessensplateaus der Künstlerin und des Künstlers erzeugten. Durch Gespräche und Beobachtungen erhielten Bershan und Perl eine Idee des status quo - des Alltags der die Universität belebenden Menschen; der Strukturen und Hierarchieverhältnisse; den Nutzungsgewohnheiten der universitären Einrichtungen; den spezifischen räumlichen Gegebenheiten des Uni-Campus.
Die Strategie von “NO EXIT @ graz” war es, im Austausch mit und zwischen jenen Realitäten Verbindungen, Beziehungen und Vernetzungen zu schaffen und mit diesen in Gang gesetzten Prozessen neue Realitäten zu generieren. In ständigem Austausch mit ausgewählten Studenten, Professoren und Mitarbeitern der Karl-Franzens-Universität wurden thematische Schwerpunkte und geeignete Werkzeuge gefunden, um diese Strategie zu realisieren.

Schließlich waren 21 Studenten, 8 Professoren, 7 wissenschaftliche Mitarbeiter und 12 externe Agenten im Einsatz, um “NO EXIT @ graz” in der Aktionswoche von 26.-30. Mai 2008 bei mehr als 500 Aktionen und ihrer Aufzeichnung zu unterstützen. Jeder Agent handelte nach einem genauen Zeitplan, um die gewünschte Verdichtung des Möglichkeitsraumes zu gewährleisten. Beispiele für die durchgeführten Aktionen sind die in Anlehnung an Kodwo Eshun “Die Verbindungsmaschine zusammenbauen” benannte Vorlesungsreihe, aus der Literatur der Leselisten entnommene Zitate, die in Unterhaltungen mit Studenten eingewoben wurden, eine inszenierte Schlägerei, auf die Uni-Screens geschaltene provokative Inhalte, simultanes, lautes Vorlesen mehrerer Agenten in der Bibliothek oder nachinszenierte Filmszenen aus dem Repertoire der Lehrpläne. Mit versteckten Kameras und Mikrofonen wurden die Aktionen sowie die Reaktionen der Studenten aufgezeichnet und von der Basis, einer zentral im Aktionsraum gelegenen gelben Hütte, in ein Datensystem eingepflegt.

Aus dem daraus entwickelten umfangreichen Datenpool haben Bershan, Perl und ihre Agenten eine erste Dokumentation entwickelt, die am 2.Juli in einer Ausstellung im RESOWI-Gebäude der Universität präsentiert wurde. Zeitgleich wurde diese Dokumentation auf Externe Verknüpfung www.noexit.at online gestellt und somit einer breiteren Öffentlichkkeit zugänglich gemacht.
Externe Verknüpfung www.noexit.at wird stetig mit neuen Ergebnissen aus der Nachbearbeitung angereichert. Die KünstlerInnen folgen damit der prozessualen Struktur des Projekts und visualisieren die mannigfaltigen konzeptuellen und diskursiven Perspektiven auf NO EXIT.

Daniela Bershan, Christoph Perl

Die wichtigsten Agenten
Dennis Straub | Datenpool, Website, Aktionen
Eugen Georg | Vorlesung, Aktionen
Jonas Ohlsson | Vorlesung, Beratung, Aktionen
Mattias Scherz | Student, soziologische Beobachtung, Aktionen
Michael Sadilek | Produktion, Organisation, Aktionen
Oliver Christl | Photographie, Aktionen
Philip Zauner | Soundtechnik, Soundschnitt, Aktionen
Sebastian Lübeck | Website, Filmschnitt, Aktionen
Stephan Bergmann | Kamera, Filmschnitt, Aktionen