Herbert
Soltys
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In einem semitransparenten Kubus dessen optische Präsenz im Tag-Nacht-Rhytmus variiert, werden auf vier Monitoren ebenso viele, in Graz lebende Personen unterschiedlicher Provenienz gezeigt, die ein von Soltys entwickeltes Textkonzept in Form einer systematischen Abfolge von "Du- und Es-Sätzen" rezitieren. Soweit nachvollziehbar.
Es wäre jedoch nicht Soltys, würde er den BetrachterInnen lediglich bequem zu Konsumierendes in der Querarkade des beschaulichen Innenhofs darbieten. Allerspätestens beim ersten Hinhören wird erfasst, dass durch einen bewussten Austausch der Stimmen nicht nur die Identität der Protagonisten, sondern mitunter auch deren Geschlechtlichkeit fraglich wird, womit eine präzise koordinierte Verwirrung um Sprache und deren Künstlichkeit, die Glaubhaftigkeit des Wortes und letztlich ein Ringen um Wahrnehmung, Manipulation und Realität in Gang gerät. Es wäre auch nicht der vielseitig versierte "Vollblutmaler" Soltys, würde er angesichts dieser raumgreifenden, konzeptuellen künstlerischen Arbeit seine primäre Domäne negieren: Vielmehr dient ihm der Kubus - ein übrigens im Schaffensprozess stets wiederkehrendes Element - als gefügiges Medium, um den kontinuierlich betriebenen Anspruch auf die Dreidimensionalität des Bildes zu verwirklichen.
Offenbar wird das exakt dann, wenn die tagsüber gewahrte Anonymität der Wände allabendlich durch die Innenbeleuchtung des Würfels aufgegeben wird und schlagartig die unverkennbare Handschrift Soltys an deren Stelle tritt: als imposantes, malerisches Geflecht von Köpfen, Porträts und bisweilen zu Grimassen verzerrten Gesichtern, welches selbst Boden und Plafond nicht ausgespart und sich so zur raumgreifenden, vernetzten Bilderflut formiert.
Intro-Graz-Spection