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Antony Gormley
The Critical Mass
2003
Hof des Priesterseminars   |   Bürgergasse 2
Kulturzentrum bei den Minoriten / Graz Kulturhauptstadt Europas 2003 : Himmelschwer. Transformationen der Schwerkraft

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Installation: Gusseisen, 60 Objekte

Antony Gormley wählt für seine Installation den schmucklosen Hof des Priesterseminars. Nichts lenkt in dem ansonsten leeren Hof den Blick von den 60 lebensgroßen Figuren ab, die er am Boden und an den Wänden verstreut positioniert. Die Körper aus Eisen sind in verschiedenen Haltungen abgegossen - kauernd, liegend, sitzend, hockend. Ein und derselbe Körper wiederholt sich in verschiedenen Positionen.
Den Ausgangspunkt zu diesem Werk bildet der Körper des Künstlers. Er selbst 'korpografiert' seinen Körper in verschiedenen menschlichen Grundhaltungen, indem er dreidimensionale Abdrücke von sich anfertigt. Gormley meditiert in den präsentierten Positionen so lange, bis sein Körper selbst zur Statue zu werden scheint. Von diesen in Meditation eingenommen Stellungen werden Gipsabdrücke gefertigt, aus denen 100 kg schwere Eisenobjekte abgegossen werden.
Im Mittelpunkt steht das Ich als Körper. Das dauerhafte Material Eisen bildet einen Gegensatz zur zerbrechlichen und vergänglichen Form des menschlichen Körpers. Gormley bezeichnet Eisen als "verdichtete Erde", eine Metapher, die er auf den flüssigen Erdkern bezieht.[1]
Die Figuren vereinnahmen den Raum. In der Mitte des Hofes konzentriert sich eine Ansammlung von Figuren, so zufällig angeordnet als wären sie von einer übermächtigen Hand dort hingeworfen worden. Einige von ihnen scheinen noch nicht einmal am Boden angekommen zu sein. Aus dem dritten Stock schweben sie als würden sie die Schwerkraft aufheben.

[1] Alois Kölbl, An den Horizonten der Stadtlandschaft, in: Himmelschwer. Transformationen der Schwerkraft, hrsg. von Reinhard Hoeps, Alois Kölbl, Eleonore Louis, Johannes Rauchenberger, Graz 2003.

EM