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Martin Krenn   |   Oliver Ressler
Gelernte Heimat
1996
Hauptplatz 13
Neue Galerie am Landesmuseum Joanneum : Gelernte Heimat

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Plakatwand

In Österreich wird der Heimatbegriff nicht nur auf regionaler, sondern auch auf überregionaler und staatlicher Ebene eingesetzt. Dadurch soll eine emotionale Bindung der StaatsbürgerInnen an den Staat erleichtert und forciert werden. Eine derartige Manipulation findet bereits in der Institution Schule statt. GELERNTE HEIMAT versucht, diese "Beheimatungsstrategien" anhand von Schulbüchern aus Österreich zu illustrieren. Besonders anschaulich zeigt sich die Konstruktion von "Heimat" in Sachunterrichtsbüchern.
Bei der Schaffung kollektiver Identitäten durch den Heimatbegriff wird immer das "Eigene" gegenüber dem "Anderen" aufgewertet und damit von diesem abgegrenzt. Die "eigene" Geschichte wird glorifiziert bzw. verfälscht. Das "Naturschöne" wird zur Symbolisierung und Konkretisierung der "Heimat Österreich" herangezogen und dafür verwendet, eine Verbundenheit der StaatsbürgerInnen mit "Heimat" herzustellen.
Durch die frühe Einflußnahme der staatlichen Institution Schule auf die SchülerInnen wird die Gleichsetzung von Österreich mit Heimat als selbstverständlich erachtet. Das führt dazu, daß ein offensichtlich konstruiertes Heimatbewußtsein als natürliches, dem Menschen innewohnendes Grundbedürfnis angesehen und kaum in Frage gestellt wird.

Zwei mit Textfeldern ergänzte Sachunterrichtsbuchseiten und ein Hinweis auf die Ausstellung in der Neuen Galerie animierten die BetrachterInnen, sich mit Heimatkonstituierung anhand ihrer eigenen Schulerfahrungen auseinanderzusetzen.
Mit PassantInnen, die gerade die Texte des Plakatobjekts lesen, wurden Interviews durchgeführt und auf Video aufgezeichnet.

Martin Krenn, Oliver Ressler