blank_ic_all.gif

Wolfgang Temmel
Betreten sinnlos
2003
mobil   |   Stadtgebiet
Graz 2003 Kulturhauptstadt Europas / sinnlos : sinnlos

Bild 1/2 | 2 >

Aufkleber

Copyright: sinnlos

Die Benützung eines durch einen gelben Sticker mit der Aufschrift "BETRETEN sinnlos " markierten Gebäudes erfolgt auf eigene Gefahr. Eine breit gefächerte Aktion im öffentlichen Raum Graz widmete sich dem Bezeichnen gedankenloser oder bewusst in Kauf genommener Barrieren, die den Zutritt behindern. Wolfgang Temmel weist nicht zum ersten Mal auf die Diskriminierung von Menschen hin, die - aus welchen Gründen auch immer - nicht in ein gesellschaftlich approbiertes Standardformat passen. Unter Einbeziehung des Veranstaltungstitels agiert er im Lebensraum des "Publikums", um auf Fehler, die zum Ausschluss eines Teils der Bevölkerung vom Gemeinschaftsraum führen, aufmerksam zu machen. Im selben Moment weist er durch die Verbreitung dieses so formulierten Aufklebers auf die Ambivalenz des gewählten Begriffs hin: „Sinnlos“ und „sinnlich“ korrespondieren auf unterschwellige Art und Weise vor allem im Durchstreichen des ersten Wortes. Hinter dem Balken, der durchaus als Barriere, aber auch als Aufhebung der Semantik gelesen werden kann, eröffnet sich erst das komplexe Gedankengebilde, das dem Projekt zugrunde liegt. Mit Recht mokiert sich der konzeptuell kompromisslos agierende Künstler über kaum einen Terminus derart wie über den der Behindertenkunst. Diese Bewertung gesellschaftlicher Defizite als individuelle Defizite, auf deren Grundlage dann eine künstlerische Therapie als weitere Maßnahme eingefordert wird, macht er für den Bankrott sozialer Integrationssysteme verantwortlich. Dabei geht es ihm, der sich zu keiner Zeit ausschließlich dieser Thematik widmete, immer um eine sinnliche Darstellung innerhalb der Problemkoordinaten. Hier sei an seine "Rampe" erinnert – ein Kunstwerk, das einer tatsächlichen Rampe detailgenau glich. Das Kunstwerk war vor dem Haupteingang zum Künstlerhaus, dem zentralen Ausstellungsort auch des aktuellen Projekts positioniert, um Rollstuhlfahrern den barrierefreien Zugang zu ermöglichen.

WF