Fedo
Ertl
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Im sogenannten Ehrenhof der Grazer Burg sind die sogenannten Söhne der Heimat in steinernen Büsten verewigt. Mitten unter diesen Denk- und Erinnerungsmaln findet sich ein neues, fremdartiges. Auf denselben, rekonstruierten Sockeltypus plaziert Ertl eine in Bronze gegossene Schöpfkelle. Der anonyme Gegenstand tritt den mehr oder weniger ausdrucksstarken Gesichtern gegenüber. Der Schöpfer ist ein zum Kunstwerk erhobenes ready-made, ein Gebrauchsgegenstand. Sein besonderes Charakteristikum besteht besteht darin, daß er aus zwei, ursprünglich unterschiedlichen Gebrauchszwecken dienenden, Teilen zusammengesetzt ist und so etwas wie einen trivialen Surrealismus der Notwendigkeit symbolisiert. Der umgestülpte deutsche Wehrmachtshelm hatte ausgdient und wurde von vielen Bauern der Ost- und Südsteiermark zum Arbeitsgerät des persönlichen Wiederaufbaus umfunktioniert. In dieser Ehrengalerie dokumentiert er das nicht realisierte, aber authentische Denkmal persönlich erlebter und erlittener Geschichte.
aus: Bezugspunkte 38/88, hrsg. von steirischer herbst, Graz 1988