Walter
Deams
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Im Bettvorleger seines Grazer Hotels, der dreisprachig dem Gast "Guten Morgen" und "Gute Nacht" wünscht, fand der Belgier Deams ein zwar trivilaes, aber ungeheuer präzises Belegstück für die Banalität des Kreislaufes menschlichen Lebens. Er überträgt diese Botschaft in den öffentlichen Raum mit den diesem adäquaten Material. Eine großformatige Asphaltschichte ersetzt den Teppich, die Farben der Straßenmarkierung die eingewebten Worte. Dem Übertragungsakt aber folgt ein weiterer: in denselben Maßen antwortet dem geteerten Feld seine negativform in Gestalt einer ausgehobenen Grube. Baustellengemäß abgesichert bleibt sie für sich eine Ausnehmung, in Konfrontation mit dem bezeichneten Feld, dem Teppich, wird sie metaphorisch zum anderen. Zum exemplarischen Ereignis jenseits des gleichförmigen Kreisluafes vielleicht, zum Störfaktor, zur Gefahrenstelle, zum Ende. In der Unsicherheit exakter Zuordnung hebt sich zugleich die Sicherheit des Lebensrituals auf.
aus: Bezugspunkte 38/88, hrsg. von steirischer herbst, Graz 1988