Jochen
Gerz
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Plakat auf Kunstfolie
An der Ecke des Rathauses, sowohl in die Herrengasse als auch auf den Hauptplatz reichend, montiert Jochen Gerz eine Plakatfolie mit bildlichen Details aus bodenständiger Vergangenheit und krachledernem Tourismusimage. Auf den Kopf gestellt werden die Bilder in einer ersten Stufe verfremdet, ihre genau kakulierte Montage durch die Konfrontation vergrößerter Ausschnitte bricht den Rezeptionsablauf ein zweitesmal. Mimik und Körpersprache ordnen die Bilder dem trivialen Standard der nach wie vor aktuellen Heimattümelei zu. Die verwendeten - aufrecht lesbaren - Begriffe erfahren durch die Anordnung einen dialektischen Bezug. "Der Grazer Anschluß heute ist gestern", so die fortlaufende Wortfolge, läßt sich in "Der Grazer heute" und "Anschluß ist gestern" aufspalten, ja sogar, vom Hauptplatz aus betrachtet in "Schluß gestern". Dieses Ineinanderwirken von Text und Bild, versucht ein-und mehrdeutig, je nach Bewußtseinslage des Betrachters, exemplarisch eine Situation als geistiges Klima zu bezeichnen.
aus: Bezugspunkte 38/88, hrsg. von steirischer herbst, Graz 1988