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Constanze Ruhm
loop
2000
Landesberufsschule 6 (Berufsschulzentrum Graz-St. Peter)   |   Hans-Brandstetter-Gasse 8
Schulen/Universitäten/Bildungshäuser

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Wandmalerei in Lacktechnik, Video

„Loop“ ist eine Arbeit, die für den Werkstättenneubau des LBZ Graz / St. Peter entworfen wurde. Sie besteht im Wesentlichen aus zwei Wandarbeiten und aus einer Videoinstallation. (...)
Die Architektur, um die es sich hier handelt, besteht aus zwei Teilen: aus dem älteren Trakt des ursprünglichen Schulgebäudes und dem Werkstättenneubau. Bei meinem Entwurf geht es unter anderem darum, diese beiden Teile zu verbinden und gleichzeitig eine Gegenüberstellung von altem und neuem Raum zu schaffen. Die Verbindung, die ich hier entwickelt habe, basiert auf der Idee der Durchdringung von verschiedenen Räumen und Raumkonzepten, setzt sich also direkt mit dem architektonischen „Subjekt“ auseinander, dem Raum. [1] Gleichzeitig aber führe ich eine zusätzliche Dimension ein, nämlich die der Sprache. Es handelt sich also im eine Konstruktion aus Raum, Sprache und Projektion.


Das Konzept

Der Titel der Arbeit ist gleichzeitig ihr Inhalt. Das Wort „loop“ wir zuerst von mir, in meiner Handschrift auf ein Blatt Papier geschrieben. Diese Handschrift wird gescannt und so ein Teil des dreidimensionalen Datenraumes des Computers. In diesem Raum wird die Linie der Handschrift zur Kurve im Cartesianischen Grid des Rechners. Diese Kurve kann mittels Punktkoordinaten beschrieben werden und dehnt sich in alle drei Dimensionen des virtuellen Raumes aus (x, y und z-Achsen). Mittels einer bestimmten Software kann diese Kurve (das Wort „loop“) transformiert werden. Aus einer zweidimensionalen Kurve, die nur aus Punkten besteht, wird ein dreidimensionales Wortgebilde. Das Wort „loop“ wird zum Raum, der so deformiert wird, daß das Wort ein kreisförmiges Gebilde ohne Anfang und Ende bildet. Das „l“ von „loop“ schließt an das „p“, den letzten Buchstaben an und verliert so auch seine unmittelbare sprachliche Bedeutung, da die Konvention des von-links-nach-rechts-lesens aufgehoben ist. „loop“ kann loop sein, oder auch oopl, oplo, ploo und dann wieder loop. Der Wortsinn (die Schleife, Schlaufe, der Überschlag“ verwandelt sich zur Form, der Inhalt, die Bedeutung zur Morphologie des virtuellen Objekts. Als Gegenstand entspricht es dem Gedanken und unterläuft ihn auch gleichzeitig, indem die Lesart dem Betrachter überlassen wird. Das Wort „loop“ habe ich gewählt, da es in seiner ursprünglichen Bedeutung wie gesagt Schleifen, Schlaufen und Knoten bezeichnet. Diese Schlaufe soll in ihrer symbolischen Funktion den alten Trakt der Schule mit dem neuen Anbau verbinden, verschleifen, verknoten. Die Funktion der Sprache wird so zum Symbol der Architektur.


Der Aufbau

Ein rudimentäres virtuelles Modell von Alt- und Neubau wurde am Computer konstruiert. Im Wesentlichen ist dieses Modell reduziert auf zwei Wände, die (besonders im Fall des Neubaus) der Idee des Zentrums eines Raumes bzw. einer Architektur nahekommen. Im Werkstättenneubau ist dieses gravitierende Zentrum eklatant schon alleine in der Form, einer Rundung, die nach innen abfällt und so alle Kräfte in ihrem Innersten bindet und konzentriert. Diese homogene Form einerseits zu kommentieren und andererseits zu öffnen ist das Anliegen meines Entwurfs. Im Altbau habe ich eine dominante Wand ausgewählt, die im Eingangsbereich liegt und in ihrer Ausrichtung in einem bestimmten Winkel zum zentralen Rundraum des Neubaus liegt. Als Projektionsflächen (im übertragenen Sinn) dienen also zwei Wände: eine gerade Wand, die trennt und begrenzt, und eine runde 360 Grad-Drehung, die außerdem noch konzentriert und versammelt (nicht umsonst wahrscheinlich ist dort die Werkstätte für Vergoldung geplant, der Bereich, der mit dem wertvollsten Stoff arbeitet). Das zuvor beschriebene Wort-Objekt „loop“ wird als unsichtbarer verbindender und ruchdringender Körper zwischen diese beiden Baukörper eingefügt. Auch um die Kreisbewegung des zentralen Baukörpers aufzunehmen, habe ich einerseits das Wort „loop“ gewählt, das ja schon von einer derartigen Bedeutung spricht, und andererseits dieses Wort als virtuelles Objekt wieder mit sich selbst verbunden, zum Kreis gemacht.
An den Stellen, an des zu Überschneidungen von realer und virtueller Architektur kommt, entsteht ein Abbild des Schnittpunkts. Die realen Flächen (einerseits die Wand der Eingangshalle, andererseits der Rundbau) werden so zu Schnitt- und Projektionsflächen gleichermaßen. Sie sind Orte, an denen der sichtbare Raum dem unsichtbaren Raum begegnet. Auf diese Weise entstehen Einsichten in den virtuellen Raum, deren Träger der reale Raum ist; Tunnel, oder auch Löcher sozusagen, die einen Ausschnitt des gedachten, vorgestellten Raumes zeigen.


Die Technik

Bei den Motiven handelt es sich (...) um reine, perspektivische Farbräume: die Farbe selbst konstituiert erst den Raum.
In Hinblick auf einerseits diese besonderen Verläufe des Farbraums an den Schnittflächen und andererseits in Bezug auf den Vermittlungsgegenstand an dieser Schule (Farbe, Farbauftrag, Lackierung etc. ...) sind verschiedene Techniken vorgesehen, die in Zusammenarbeit mit Lehrern und Schülern der LBS ausgeführt werden können.(...) [2]


Das Video

An einem Ort entweder im Alt – oder im Neubau soll das Video, das eine virtuelle Kamerafahrt durch das Wort „loop“ zeigt, permanent installiert werden. (...) Um die Dimension des Zeitlichen, des Bewegungsablaufes im Inneren des unsichtbaren Körpers zu verdeutlichen, halte ich es eigentlich für wesentlich, dieses Video zu präsentieren. Darüberhinaus könnte dieses Video wie eine bewegt CI, also Corporate Identity für die neu gestaltete Schule funktionieren.

Constanze Ruhm





[1] Ruhm übernimmt auch die von Maud Bernhard Hafner im Zentrum der als „Blume“ konzipierten Architektur geplante blaue Lasur in das „Kunst und Bau“- Projekt „loop“.
[2] Die Umsetzung erfolgt im Eingangsbereich durch SchülerInnen der Lackiererfachklasse mit dem Lehrerkollegium unter der Leitung von Heinz Unterhuber, am Zylinder durch Sigurd Schwab.

Gekürztes Konzept aus dem zur Eröffnung des Neubaus der Werkstättengebäude produzierten Folder der Landesberufsschule 6.