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Erwin Wurm
AKKORD (Vier-Hosen-Plastik)
1992
Universität für Musik und darstellende Kunst, Neubau, Eingangs-Freibereich   |   Brandhofgasse 21
Schulen/Universitäten/Bildungshäuser

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Im Eingangsbereich der Musikhochschule in der Brandhofgasse sind vier Glasvitrinen aufgestellt, in denen jeweils eine Hose auf eine Röhre aufgespannt wird.
Die ursprüngliche Form der Hosen wird durch die ungewöhnliche Präsentationsform verfremdet. Das Kleidungsstück als Hülle des menschlichen Körpers, und somit der menschlichen Körperform angepaßt, wird seiner Funktion enthoben. Ein Alltagsgegenstand der Massenproduktion wird durch minimalen künstlerischen Eingriff zum Kunstwerk erhoben. Wurm setzt als Gestaltungsmittel auch in vielen anderen Werken Textilien ein, die auf geometrische Formen gespannt und so in einen anderen Kontext gebracht werden. Wurm sieht in Kleidern ohne ihre Träger formlose, nichtssagende Hüllen.[1] Er ersetzt die menschlichen Träger durch andere Körper und findet so zu neuen unkonventionellen Ansätzen in der plastischen Gestaltung, die er so lange variiert bis sie zu einer für ihn typischen Handschrift werden.
„Akkord“ nennt der Künstler die Komposition aus zwei Jeans und zwei Anzugshosen und nimmt so Bezug auf die Musikhochschule. Je ein Student, ein Assistent und ein Professor spendeten auf Erwin Wurms Aufforderung hin eine Hose, der Künstler selbst stellte die vierte zur Verfügung. So wird aus dem Dreiklang der akademischen Hierarchie ein Akkord.[2]
Die Vitrinen, in denen sich die Hosen befinden, erfüllen unterschiedliche Funktionen. Ähnlich wie im Museum dienen sie zum Schutz vor Beschädigungen. Gleichzeitig weist eine Vitrine Wert zu, was besonders im öffentlichen Raum von Bedeutung ist, da eine geschützte Zone geschaffen wird.

[1]vgl. Graz - art map. Kunst im öffentlichen Raum, Hg. Werner Fenz, Manfred Gollowitsch, u.a., Graz 1995, S. 98.
[2]vgl. Graz - art map. Kunst im öffentlichen Raum, Hg. Werner Fenz, Manfred Gollowitsch, u.a., Graz 1995, S. 100.