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Alfred Resch
Die Garteninseln Franz Josefs
2006
kunstGarten   |   Payer-Weyprecht-Straße 27
Projekte

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Steine

Copyright: Alfred Resch

Projektübersicht Payer-Weyprecht-Inseln

Im August des Jahres 1873 entdeckten Julius von Payer und Carl Weyprecht während einer österreichisch-ungarischen Nordpolexpedition, der „Payer-Weyprecht-Expedition“, einen nahezu völlig unter Gletschern liegenden Archipel in der nördlichen Barentssee und nannten ihn „Kaiser-Franz-Josef-Land“. Payer und Weyprecht legten Karten an und benannten Gletscher, Fjorde, Inseln und vermeintliches Land nach den Finanziers ihrer Expedition. Heute ist das Franz-Josefs-Land russisches Territorium, die von den Entdeckern vergebenen Namen sind wohl aufgrund geografisch wie ökonomisch marginaler Relevanz dem Vergessen anheim gefallen. Franz-Josefs-Land steht in Anbetracht der historischen Ereignisse um seine Entdeckung und sein erneutes Verschwinden im Konvolut der Expeditionsdokumente für den paradox anmutenden Topos einer real-geografischen Utopie.
Dem Konzept eines Kunstwerkes im öffentlichen Raum mit dem Titel Die Garteninseln Franz Josefs (2006) liegt das von Payer und Weyprecht erstellte Kartenwerk jenes Archipels zugrunde. Die von Alfred Resch hier, in der Payer-Weyprecht-Straße in Graz, gestaltete Intervention für die Kulturinitiative Kunstgarten ist zum einen modellhafte Wieder-Holung der Erinnerung an die beiden Forscher und zum anderen Anwendung und Weiterführung ihrer Methode des Benennens zum Zeichen der Landnahme. Resch korrigiert und überschreibt eine Nachbildung der Karte von Franz-Josefs-Land wie sie von Julius Payer angelegt worden war. Symbolisch fügt er in den so definierten Nicht-Ort den Grazer Bezirk Gries als Fotografie von Steinen ein, die er aus dem Keller seines Wohnhauses in der Griesgasse gegraben hatte. Die wirklichen Steine wiederum sind Teil einer Rahmenkonstruktion und tragen jene topografischen Widmungsbezeichnungen, die Payer und Weyprecht über den Archipel vergeben hatten. Der Ort von Reschs Intervention, eine Verkehrsinsel vor dem Kunstgarten, wird dadurch zu einer Schnittstelle in einem imaginären Bezugssystem von historischen Ereignissen und ihrer Überlieferung, den historischen Protagonisten und der nach ihnen benannten Straße sowie dem Autor/Künstler Alfred Resch, der die Elemente seiner Recherche mit Objekten aus seinem persönlichen Umfeld als plastisches Werk verknüpft.

Wenzel Mraček