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Plamen Dejanov   |   Swetlana Heger
Künstlerisches Gesamtkonzept
2003
LKH, Leitsystem   |   Auenbruggerplatz 1
Spitäler/Sanatorien

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Installation und Vermietung von Leuchtkästen, Verwendung der Einnahmen zum Aufbau einer Sammlung von Gegenwartskunst für das LKH (noch nicht realisiert)

PLAMEN DEJANOV & SWETLANA HEGER

ENTWURF FÜR EIN KÜNSTLERISCHES GESAMTKONZEPT AUF DEM GELÄNDE DES LKH-UNIV.KLINIKUM GRAZ IM RAHMEN DES BAUVORHABENS LKH 2000

Wir sind insbesonders an spezifischen Positionen einer Kunst im institutionellen und öffentlichen Raum interessiert, die sich konzeptuell am Begriff der „Sozialen Plastik“ orientieren, jedoch nicht als Nachtrag, sondern eher als aktuelle Bestimmung dessen, was heute unter diesem Begriff zu verstehen ist.

Das Thema unserer Arbeit setzt sich mit der Beziehung von Kunst und Ökonomie auseinander. Ökonomische Strukturen, die die Kunstproduktion und –diskussion beeinflussen und über Realisierung künstlerischer Konzepte mitentscheiden, werden in unserer Arbeit sichtbar gemacht. Die Projekte realisieren sich in der Kooperation mit potentiellen Interessen. Diese werden zu Koproduzenten und direkt in den Arbeitsprozeß integriert. Diese Produktionsschleifen dienen dazu, das einzelne Objekt nicht als Form zu isolieren, sondern es in den Zusammenhang sozialer Felder zu stellen.

Der Kunst im öffentlichen Raum kommt dabei eine neue Bedeutung zu. Es geht nicht um die Verlagerung der Kunst oder Interaktion, sondern es handelt sich um einen natürlichen Austausch von Handlungssystemen und die Reflexion ihrer kontextuellen Bedingungen. In Unterscheidung zur Skulptur als Monument oder Dekoration möchten wir Gedanken der Site-Specifity, Funktionalisierung der Skulptur und Öffentlichkeit künstlerisch verarbeiten.
Folgende Themen bilden dabei einen Schwerpunkt:

- Politisierung und Öffentlichkeitsanspruch der Kunst
- die Frage nach Kreativität und ihrer Vermittelbarkeit über die gemeinschaftliche Arbeit
- urbanistische Fragestellungen
- die Benutzbarkeit von Kunst
- das offene, in den sozialen Austausch integrierte/das intervenierende Kunstwerk

An freien Flächen im gesamten Bereich des Landeskrankenhauses Graz werden 12 Lichtskulpturen in Form einer hinterleuchteten Glasvitrine installiert.
Diese Großflächen werden an Firmen, Künstler oder interessierte Privatpersonen zu Präsentationszwecken vermietet.

Die Mieteinnahmen werden in den Aufbau einer Kunstsammlung für das LKH 2000 investiert.

So entsteht im Rahmen eines künstlerischen Werkes (=Skulptur) mit einer Funktion im Alltag (=Werbefläche) ein neues Produkt (=Sammlung) mit prozessualem Charakter.

Primäres inhaltliches Ziel des Projektes ist es, Patienten/Patientinnen, Mitarbeitern/Mitarbeiterinnen und Besuchern/Besucherinnen durch unsere eigene künstlerische Intervention und Bereitschaft zur Kooperation Denkansätze über die Gegenwartskunst zu vermitteln.

Der Sammlungsschwerpunkt soll bei Arbeiten internationaler Künstler und Künstlerinnen der neunziger Jahre liegen. Diese Positionen beschäftigen sich nicht mehr ausschließlich mit formalen Aspekten, sondern mit vielen gesellschaftlich relevanten Bereichen – sie sind kommunikativ und interventiv.

Auf den Fluren, in den Krankenzimmern, Mitarbeiterbereichen usw. sollen die Werke in einen Dialog miteinander treten. Für den Ort produzierte Kunstwerke sollen die spezifische architektonische und soziale Situation reflektieren.

Für die erste Phase sind Ankäufe von folgenden Künstlern und Künstlerinnen vorgesehen:
Angela Bulloch (GB) - Eva Grubinger (A) - Jeremy Deller (GB) - Wolfgang Tillmans (D) - Rainer Ganahl (A) - Rineke Dijkstra (NL) - Jens Haaning (DK) - Jorge Pardo (USA) - Elizabeth Peyton (USA) - Sylvie Fleury (CH) - Gabriel Orozco (MEX) - Rirkrit Tiravanija (USA) - Gerwald Rockenschaub (A) - Philippe Parreno (F) - Lili van der Stockker (NL) - Liam Gillick (GB) - Superflex (DK) - Heimo Zobernig (A)
Die Liste wird während der Projektzeit um weitere Namen ausgedehnt.

Die Einnahmen könnten laut Auskunft von Fa. gewista Werbegesellschaft m. b. H., Wien ca. 10.000 – 40.000,-- pro Vitrine/monatlich (12 Vitrinen 120.000 – 480.000,-- monatlich) betragen. Die im Rahmen unseres Projektes jährlich erwirtschafteten ATS 1.440.000 – 5.760.000,-- sollen in die Sammlung (80%), deren Organsiation und Betreuung (20%) fließen.

Der Aufbau der Sammlung soll in den ersten drei bis fünf Jahren von uns persönlich betreut werden.
Spätere Zusammenarbeit mit dem Landeskrankenhaus ist nicht ausgeschlossen, soll aber nach Ablauf der drei bis fünf Jahre mit der Direktion neu festgelegt werden.


Dejanov/Heger überzeugen 1998 mit diesem Konzept die Jury des geladenen „Kunst und Bau“-Wettbewerbs im Rahmen des Bauvorhabens LKH 2000 in der Kategorie „Gesamtprojekt LKH-Univ. Klinkum Graz“ und werden in der Folge von der KAGes (Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft m.b.H.) mit der Umsetzung des Konzeptes beauftragt.

Seit dem Frühjahr 2003 sind an 11 Standorten im LKH Graz City-Lights installiert, davon werden 23 Flächen für Werbezwecke verwendet, die übrigen Flächen werden für das Leitsystem des Universitäts-Klinikums genutzt. Ein Mega-Light ist seit dem Sommer 2003 in Betrieb, zwei weitere sollen im Frühjahr 2004 montiert werden.
Die Einnahmen aus der Vermietung der Werbeflächen liegen auf einem Treuhandkonto. Das ursprüngliche, den Aufbau einer Sammlung für das LKH beinhaltende Konzept soll, laut Auskunft der KAGes, umgesetzt werden, sobald eine noch ausständige, „klärende Sitzung“ mit den Künstlern stattgefunden hat.